Wir wissen, dass es in vielen Schulen Brauch ist, dass sich Eltern für Einzelgespräche (Sprechstunden) mit den Lehrpersonen vormerken. Wir halten diese Maßnahme für sinnvoll, da sie die Wartezeiten verkürzt, den Familien eine gewisse Zeit zum Zuhören garantiert und den Lehrpersonen die Möglichkeit gibt, sich auf die Gespräche vorzubereiten und rechtzeitig einen Schulcomputer für den Zugriff auf das elektronische Register zu reservieren (wir raten den Lehrpersonen übrigens davon ab, die Passwörter für den Zugriff auf das Register auf ihren eigenen Geräten zu speichern).

Wir wurden jedoch von einigen Lehrpersonen darüber informiert, dass einige Schulen die Anwesenheit während der wöchentlichen Sprechstunde verlangen, auch wenn kein Elternteil eine Reservierung vorgenommen hat.

Wir halten diese Forderung für unangemessen. Einerseits entwertet sie den Brauch der Anmeldung und macht deren Vorteile zunichte, andererseits widerspricht sie dem „funktionalen“ Charakter der Sprechstunden, d.h. eine für den Unterricht erforderliche zusätzliche Tätigkeit.

Wenn sich niemand anmeldet, ist die „funktionale Stunde“ ... einfach funktionslos, sie erfüllt ihren Zweck nicht.

Wir erinnern daran, dass unser Kollektivvertrag keine feste Stundenanzahl von für den Unterricht erforderlichen zusätzlichen Tätigkeiten vorsieht. Die Stundenanzahl der zusätzlichen Arbeitszeit variiert vielmehr je nach Bedarf und Umständen. Es gibt nur eine Obergrenze (220 Stunden pro Jahr), und man kann einer Lehrperson vernünftigerweise nicht vorwerfen, dass sie keine Sprechstunde abhält, wenn sie niemand darum gebeten hat.

Wir empfehlen daher den Kolleginnen und Kollegen, an deren Schulen eine angebliche Pflicht zur Teilnahme an nicht gebuchten Sprechstunden besteht, die Quelle zu überprüfen. Wenn es eine schriftliche Quelle gibt, empfehlen wir, alle kollegialen Entscheidungen zu korrigieren, die beruflich unangemessen sind und keinen wirklichen Sinn für die Nutzer haben.